Die heilige Kuh

literaturfrey

„Sei du selbst!“ Das ist eine heilige Kuh des Positivismus.
Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass dieses Selbst, welches man sein soll, eine ziemlich konventionelle Charakterschablone ist, die vor allem die tugendhaften, die guten Verhaltensweisen umfasst. Es ist dieses rosafarbene „Ich bin gut“, dieses margarinenhafte „Ich will so bleiben wie ich bin“.
Eher unangenehmes, eher hässliches wie Enttäuschung, wie Zorn kommen selten vor. Laut sein, unbequem sein, wird dem „sei doch einfach du selbst“ nicht zugeordnet.

Aber genau damit würde es beginnen, gerade über diese sanktionierten Gefühle, über diese pädagogisch ausradierten Gefühle kommt man zu sich selbst. Aber huch! Das ist also würde jemand am helllichten Tag in eine Ecke pinkeln.
„Ja, aber ich musste gerade.“
„Na, so sehr du selbst, musst du auch nicht sein.“
Sich fühlen dürfen, sich fühlen können, nicht nur himmelblau und im Sonnenlicht, das ist: zu sich selbst stehen. Auch, wenn der Wind rau…

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